Textstreich. 2024/25

In diesem Jahr macht der Wettbewerb eine Pause.
Wir melden uns im nächsten Jahr zurück!

Die Gewinner:innen 2023/24

Hannah Beckmann

Alexander Estis zu ARE YOU LISTENING TO GIRL IN RED? von Hannah Beckmann:

Unsere Ängste spielen stille Post mit unseren Gesprächen. – Sätze von solcher Wucht finden sich auf Schritt und Tritt in Hannah Beckmanns erstaunlichem Text ARE YOU LISTENING TO GIRL IN RED? Die Titelfrage ist auch der Form nach Programm, denn der Text lässt in seiner poetischen Komplexität, Vielschichtigkeit und Paradoxie mehr Fragen offen, als er überhaupt stellt. Vor allem: Was ist das eigentlich für ein Text? Zwischen Prosa und Lyrik, zwischen Dialog und Bewusstseinsstrom, zwischen Realismus und Surrealismus, zwischen Ich und Depersonalisation, zwischen psychologischer Analyse und inszeniertem Phantasma bricht sich der Text Bahn, bricht sich in vielfachen Facetten, fasert aus in vielfache Filamente. Eine skalpellscharfe Sprache, eingesetzt zur Vivisektion von Gefühlen, von Beziehungen, von Charakteren, wird selbst zersetzt in poetischer Entgrenzung, indem der Text – beeindruckend konsequent und doch subtil – genau das ausagiert, was er ankündigt: Reflexion verhindert Wahnsinn nicht.

Miedya Mahmod

Tanasgol Sabbagh zu MEIN WUNSCH IST ES, DASS WIR EINANDER DABEI ANSEHEN von Miedya Mahmod:

MEIN WUNSCH IST ES, DASS WIR EINANDER DABEI ANSEHEN ist eine Ode an alle Unerhörten, ist die Genese eines anderen Lebens: alles wurde fluid, wurde liquid, wurde giftgas für die gierigen, ist eine Bestandsaufnahme von allem wie es war und wie es sein könnte. Ist das Fließen eines Gedankens in einen anderen. Jede Zeile bedingt die nächste, wie jede offene Hand die Bedingung einer gehaltenen Hand ist, jedes Wort klingt in einem anderen Wort nach und beweist, dass politische Vision poetische Konsequenz hat. Miedya Mahmod schreibt einen gesprochenen Text, der den Klang der Wörter auseinandernimmt und etymologische Fäden zieht, spricht in die Sätze einen Rhythmus ein, der darauf hinweist, dass etwas in Bewegung ist. Ein Rhythmus, der darauf hinweist, dass sich bald etwas zeigen wird, etwas, was schon im körper ungeduldsam wartet, im aufstand.

Fabian Schwamb

Andreas Unterweger zu WER A SAGT ... von Fabian Schwamb:

In den Gedichten Fabian Schwambs begegnen sich subjektive Gegenwart und die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte auf Augenhöhe. Hier ist ein Poeta doctus am Werk, der aus Anspielungen und Zitaten Neues erschafft, das oft genug selbst wert ist, zitiert zu werden. Ebenso pessimistisch wie lebensfroh, ebenso sprachkritisch wie sprachverspielt gelingt es diesen kleinen Meisterwerken der Dialektik, den Tod der Lyrik gleichzeitig festzustellen und ihn zu widerlegen. Eine Entdeckung!

Vielen Dank an die Jury

Alexander Estis. Lyriker und Essayist, Aarau
Vera Holz. Literaturvermittlerin Literaare, Thun
Tanasgol Sabbagh. Lyrikerin und Spoken Word Poetin, Berlin
Andreas Unterweger. Schriftsteller und Mitherausgeber Manuskripte, Graz

Fragen?

info@textstreich.ch